Hitzewelle Teil 2 – Die Rückfahrt

Nun, nach meinen Erlebnissen der Hinreise war ich wirklich froh, die Rückreise an einem Montag anzutreten, immerhin hatte meine Erfahrung gezeigt, daß Montags deutlich weniger Reiseverkehr auf der Schiene herrscht. Also trat ich Montags gegen 12:00 Uhr die Rückreise an. Der Eurocity, den ich zuerst nutzte war auch nur 5 Minuten verspätet, was nicht weiter dramatisch ist. Meine Platzreservierung war zwar nicht wirklich erfolgreich, da in dem resvierten Abteil bereits drei junge Mädels aus England samt des Mädchen-typischen Reisegepäcks saßen, nachdem wir aber einen der Überseeschränke auf der Kofferablage platziert hatten, fand ich zumindest einen Gang-Platz. Da ich mich nicht einmal um die obligatorische Klimaanlagenfrage kümmern mußte – nun ja, Frauen stellen seltsamerweise auch bei sehr hohen Außentemperaturen die Klimaanlage aus und die Heizung an, aufgrund der Herkunft aus England schienen diese Mädels aber mit der Kühle zurechtzukommen – lief die weitere Fahrt bis Berlin eher unspektakulär. Wir erreichten dann auch den Hauptbahnhof pünktlich und mein Anschluß ICE fuhr ebenfalls pünktlich ab.

Allerdings wurde unser Wagen schnell sehr voll, da im Zug anscheinend bereits bei Abfahrt in mehreren Wagen die Klimaanlage ausgefallen war. Unser Zugbegleiter informierte uns dann auch sogleich, daß er die Klima in unserem Wagen hochstellen würde, da dann die Wahrscheinlichkeit der Vereisung minimiert würde. Eine Vereisung soll wohl der Grund für die Ausfälle sein.

Erwähnen sollte ich vielleicht noch, daß am vorangegangenen Samstag in einem ICE Richtung Berlin mehrere Schüler kollabierten, da die Klima ausgefallen war und die Innentemperatur auf über 40 Grad angestiegen war. Dieser Zug wurde dann evakuiert und die Fahrgäste mittels eines großen Helferaufgebots betreut. Die Zeitungen waren, wohl auch wegen des Sommerlochs, voll von Schelte gegen die Deutsche Bahn,

Jedenfalls stieg in unserem Wagen die Temperatur bis zum ersten Bahnhof merklich an. Nach diesem folgt dann die 3 Stunden Strecke bis Hannover – ohne Halt über die Neubaustrecke. Und ca. 10 Minuten nach Abfahrt hörte man es deutlich: Es wurde merklich leiser im Wagon, die Klima versagte. Dies blieb natürlich nicht unbemerkt, immerhin erhöhte sich die Raumtemperatur innerhalb von Minuten auf nahezu unerträgliche 40 Grad und mehr. Die Zugbegleiter teilten dann per Durchsage mit, daß im vorderen Zugteil nur noch ein Wagen mit Klimaanlage versorgt werde, nach einer halben Stunde kam dann die Durchsage, daß auch diese nun ausgefallen sei und im Bistrowagen ebenfalls kein Strom für die Kühlschränke verfügbar sei. Daraufhin verteilten die Begleiter dann warmes Wasser an die Reisenden.

Nun bin ich ja nicht wirklich wärmeempfindlich, aber es war schon hart. Innerhalb von Minuten war ich naßgeschwitzt. Auch das Zufächern von Luft brachte keine wirkliche Erleichterung. Da in einem ICE keinerlei Fenster zum Öffnen vorhanden sind, stand die Luft. Die Zugbegleiter taten ihr bestes, aber das konnte prinzipbedingt nicht allzu viel sein. Es hieß also: Durchhalten!

Eine knappe Stunde vor Hannover sah man speziell den älteren Reisenden dann an, daß es langsam kritisch wurde. Ich überlegte mir bereits eine Strategie zur Notfallversorgung und rechnete jeden Moment mit den ersten Hitzeopfern, als der Zug plötzlich rapide an Fahrt verlor und stehenblieb. Eine Durchsage kam nicht, wir standen ca. 15 Minuten einfach auf dem Gleis. Die Sonne brannte, die Klima lief nach wie vor nicht. Als sich der Zug dann wieder in Bewegung setzte, teilte uns der „Triebwagenführer“ mit, daß wir die restliche Fahrt bis Hannover aufgrund einer Überhitzung des Triebwagens nur mit verminderter Geschwindigkeit fortsetzen könnten. Also tuckerten wir mit Tempo 80 durch die Landschaft, die Ankunftszeit wurde mit „in knapp 2 Stunden“ angesetzt. Anscheinend hatten die Zugbegleiter aber den unfreiwilligen Stop genutzt und kalte Getränke aus dem hinteren Zugteil in den vorderen geladen. Da es sich um eine Kopplung aus 2 ICE Zügen handelte, war ein Durchgang während der Fahrt nicht möglich.

So bekamen wir dann kalte Pepsi, Miranda und 7Up an den Platz geliefert, was zumindest kurzfristig die Lebensgeister wieder aufleben ließ.

Irgendwie schafften wir es dann nach Hannover, ohne daß ich einen Notfall unter den Fahrgästen bemerkt hätte. Bei der Einfahrt kam dann die Durchsage des Zugchefs, daß man sich entschieden habe, den Zug ab Hannover ausfallen zu lassen, um die Sicherheit der Fahrgäste nicht weiter zu gefährden. Eine Alternativverbindung würde man uns dann am Bahnsteig nennen. Ich denke im Hinblick auf die Situation im Zug war dies eine gute Entscheidung. Dennoch graute mir vor der Weiterreise. Und daß ich damit Recht behalten würde, sah man schon bei der Einfahrt, da der Bahnsteig an unserem Gleis bereits dicht bevölkert war.

Nach dem Aussteigen fragte ich sofort andere Reisende, ob sie auf unseren Zug gewartet hätten. Nein, man wisse schon länger, daß dieser Zug ausfällt. Es waren die Reisenden aus dem ICE eine Stunde vorher, der wegen eines Triebfahrzeugschadens ebenfalls in Hannover geendet hatte.

Die alternative Verbindung wurde dann durchgesagt: Ein ICE Richtung München. Dieser hätte allerdings aufgrund eines Notfalles „geringfügige Verspätung“. Angeschlagen standen 15 Minuten. Dann plötzlich 60 Minuten. Auch seie das Rheinland aufgrund einer Unwetterlage momentan nicht erreichbar. (Später erfuhr ich, daß tatsächlich wegen eines großen Gewitters zahlreiche Strecken in NRW gesperrt waren, und das teilweise noch mehrere Tage).

Und ab hier griff plötzlich das neue Notfallmanagement der Bahn: Auf dem Bahnsteig erschienen mehrer Mitarbeiter der bahn mit Megaphonen, die uns mitteilten, der ICE seie wegen eines Rettungseinsatzes unbestimmt verzögert, man bemühe sich um einen Ersatzzug. Und: Das Technische Hilfswerk seie an beiden Enden unseres Bahnsteiges im Einsatz um Getränke auszugeben. Tatsächlich gab es dort zwei größere „Stände“, die frisches Wasser ausgaben.


Da ich es langsam leid war, suchte ich mir selber über meinen Laptop eine Alternative Verbindung und wurde auch fündig: Ein Intercity Richtung Dortmund sollte 30 Minuten später abfahren. Dieser fuhr zwar einen ziemlichen Umweg, das war mir aber ziemlich egal, hauptsache erstmal in Richtung Heimat. Und ab Dortmund gab es S-Bahnen und Regionalexpresse in Richtung Düsseldorf.

Der IC fuhr denn auch ziemlich pünktlich in Hannover ein, was konkret hieß: nur 45 Min Verspätung. Ich hatte das Glück einen Sitzplatz zu ergattern und welch Wunder: Die Klimaanlage funktionierte. Der Zug war voll, aber er fuhr und holte sogar noch ein bisschen der Verspätungszeit auf. Ich bin dann doch bereits in Hamm ausgestiegen, da uns der Zugbegleiter sagte, ein Ersatz-ICE würde dort in Kürze abfahren.

Tatsächlich lief dieser bereits 10 Minuten nach Ankunft ein und war nicht einmal sehr voll. Voller Freude daß ich es nun hoffentlich endlich geschafft habe stieg ich ein, stellte fest: „Oh, Klima geht“ und wartete auf Abfahrt. Nun ja, es knackte im Lautsprecher … Was nun … „Verehrte Fahrgäste, leider müßen wir noch auf einen Lokführer warten. Dieser ist informiert, wann er eintrifft kann ich aber leider nicht sagen.“

Es gibt so Tage .. Aber warum denn muß es denn gleich so knüppeldick kommen?

Es dauerte denn auch 20 Minuten und ein mißmutiger Bahner erschien und erkletterte die Lok. Danach lief alles gut: Der Zug wurde für den Regionalverkehr freigegeben, Meschenmassen strömten hinein, aber wir fuhren … Und fuhren … Bis Düsseldorf … Ja! Ich war da. Der Zug fuhr sogar weiter, aber ganz ehrlich war mir das in diesem Moment komplett egal.

Ich hatte wieder einmal 130 Minuten Verspätung … Und freute mich auf die Beschwerden und die Erstattungen ….

[Weiter dann in Teil 3 – Nachbetrachtung ]

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